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Mittwoch, 7. Dezember 2011

2. Night Race 777 Leukerbad, Interview mit Ehrengast "Burgener Ivo"

Am Samstag, 10. Dezember 2011 findet das 2. Night Race 777 Leukerbad statt. Die Teilnehmer haben bei Nacht, auf der rund 3.6 km langen Strecke von der Talstation Flaschen zur Bergstation Rinderhütte, 777 Höhenmeter zu bewältigen. Neben der anspruchsvollen Route können sich die Wettkämpfer und Zuschauer auf einen prominenten Ehrengast freuen: Chef der Patrouille des Glaciers, Kommandant PDG Oberst i Gst, Burgener Ivo. Im Vorfeld unterhielten wir uns mit Ivo Burgener zur Patrouille des Galciers (PDG), dem Skialpinismus und dem Night Race 777 Leukerbad.

Seit wann sind Sie Chef der PDG und wie sind sie dazu gekommen?
Ich durfte das Kommando der PDG im März 2009 von Brigadier Marius Roby übernehmen. Da ich bereits im Stab der PDG arbeitete ist er wohl auf mich aufmerksam geworden und hat mich als seinen Nachfogler vorgeschlagen.

Was für eine Bedeutung hatte für Sie der Skialpinismus vor Ihrem Engagement bei der PDG?
In der Tat bin ich über die PDG zum Skialpinismus gekommen. Ich durfte mit zwei guten Freunden an der PDG 1994 (Zermatt-Arolla) teilnehmen. Einige Jahre später haben ich es dann nochmals von Zermatt und dann noch zweimal von Arolla versucht. Damit war ich vom Virus PDG „nachhaltig“ infiziert…

Was fasziniert Sie daran besonders?

Es beginnt eigentlich schon bei der Vorbereitung. Man würde einige schöne Skitouren wohl nicht unternehmen, würde wohl nicht abends mit der Stirnlampe noch eine kurze Tour machen und dabei fantastische Eindrücke mitnehmen, wenn man sich nicht auf die PDG vorbereiten würde.

Der Lauf selber ist von einer Stimmung geprägt, die fast nicht zu umschreiben ist: Andacht/Respekt in der Kirche von Zermatt, Nervosität/Hektik am Start, Kälte/“Natur pur“ in der Nacht auf der Tête Blanche, Euphorie in Arolla und dann das grosse Leiden entlang des Dixence-Stausees. Im Aufstieg zur Rosablanche das Glockengeläute der Zuschauer und schliesslich der erlösende Anblick von Verbier wenn man um die Ruinettes biegt. Adrenalin/Befriedigung pur. Unvergessliche Erlebnisse!

Was sind die grössten Herausforderungen, die PDG zu organisieren?

Es geht darum, verschieden Interessen zu bündeln und auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Einerseits handelt es sich um eine militärische Organisation, andererseits geht es um einen anspruchsvollen Wettkampf für Skialpinisten. Es geht aber nicht nur um den Spitzenathleten sondern in unserem Fokus ist vor allem auch der Volksläufer und primär der militärische Teilnehmer.

In unserem Handeln soll aber auch die Tradition, die Geschichte der PDG mit ihrem militärischen Hintergrund im Zentrum stehen. So steht zum Beispiel die Dreierseilschaft oder eine Abänderung der Strecke nicht zur Diskussion. Andererseits sind wir gefordert, das Reglement an die heutigen technischen Begebenheiten anzupassen.

Schliesslich geht es aber auch bei der PDG nicht ohne Partner und Sponsoren und auch deren Bedürfnisse sollen bestmöglichst abgedeckt werden. Hier muss ich aber erwähnen, dass wir sehr treue Partner haben, dies sich zu 100% mit der Charte der PDG identifizieren.

Gerade jetzt befinden wir uns in einer für mich persönlich sehr schwierigen Lage. Rund 800 Patrouillen haben die Mitteilung erhalten, dass sie nicht an der PDG 2012 teilnehmen können. Sie wurden bei der Auslosung nicht berücksichtigt. Sie können sich vorstellen, dass der Frust enorm ist. Oft wird diesem Frust dann in Mails freier Lauf gelassen. Ich habe Verständnis dafür. Leider kann ich es nicht ändern. Die PDG ist das Opfer ihres Erfolges.

Am 1. Night Race 777 Leukerbad nahmen bereits 122 Skitouren- und Schneeschuhläufer teil, können Sie sich den Trend erklären, das mehr und mehr Sportler Skitourenläufe- und Rennen unternehmen?

Gerade ein Nachtrennen ist natürlich sehr interessant. Man verplant sich mit einem solchen Anlass nicht das ganze Wochenende. Selber habe ich erst an einem Nachtrennen teilgenommen. Die Stimmung am Rangverkünden war sehr schön: Gemütlich, familiär und unkompliziert. Grundsätzlich darf wohl gesagt werden, dass das die Natur „ auf dem Vormarsch“ ist. Der SAC vermeldet ja immer wieder neue Rekordmitgliederzahlen.

Was für eine Entwicklung trauen Sie einem solchen Event zu?

In der Romandie sind ja solche Rennen schon seit längerem voll im Trend und ich bin überzeugt, dass sich Anlässe dieser Art auch im Oberwallis und in der Deutschschweiz „vermehren“ werden.

Unterstützen Sie die Aussage, dass das Night Race eine Art Vorbereitungs-Camp für die PDG ist?

Nein, diese Aussage kann ich so nicht unterstützen. Es handelt sich höchstens um einen individuellen Formtest für die PDG. Die PDG verlangt einiges Mehr: Fahren in der Dreier-Seilschaft bei Nacht und damit verbunden das Beherrschen der entsprechenden Knotentechnik, Abfahrten im schwierigsten Gelände ebenfalls teilweise bei Nacht, Beherrschen des Lawinenverschüttetensuchgerätes, der Lawinensonde etc. Das Kommando der PDG bietet dreitätige Vorbereitungscamps (www.pdg.ch) an, an welchen genau dieses Wissen und Können vermittelt wird.

Wie sieht eine optimale Vorbereitung auf eine Teilnahme bei der Patrouille des Glaciers aus?


Eine sehr gute Fitness ist Voraussetzung, genügt aber nicht. Die Teilnahme an der PDG bedingt, dass die Teilnehmer sich sicher auf Skis und zu Fuss bewegen, das angeseilte Fahren im Team mehrfach geübt haben und Ihren Rucksack mit aufgeschnallten Skis über anstrengende und steile Passagen tragen können. Die hochalpine Lage wird es mit sich bringen, dass Temperaturen, Witterungs- und Schneeverhältnisse anspruchsvoll und kräfteraubend sind.

Zur Vorbereitung gehört der sichere Umgang mit Ausrüstung und technischem Material. Es gilt zu bedenken, dass die Geräte auch in der Dunkelheit, unter Zeitdruck, und mit klammen Fingern noch gehandhabt werden können müssen.

Möchten Sie noch etwas loswerden?

Ich wünsche Ihnen ein tolles und vor allem unfallfreies 2. Night Race 777!

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